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Weberin in Guatemala mit Garn

Wenn die Mayas Mode machen

9.500 km, eine mehr als 2000 Jahre alte Tradition und wie daraus etwas Gutes entsteht…

Von München nach Guatemala

Als SOFTCLOX Gründerin Cristina Mühle im Herbst 2020 auf der Suche nach einer schönen Fotoshooting Location war, ahnte noch niemand, was daraus entstehen würde: ein inspirierendes Projekt voller Herzblut, Frauenpower und uralter Maya Kunst. Ob dabei auch Schuhe eine Rolle spielen sollten? Wer weiß…

Aber von vorn: Das Münchner Werksviertel-Mitte ist ein außergewöhnliches Stadtquartier mit jeder Menge Raum für Kreativität, Kunst, soziales Engagement,  Essen, Trinken und Tanzen – kurz, für Lebensfreude. Mit seinem industriellen Charme und kunstvollen Graffitis der ideale Ort fürs Fotoshooting zur Kollektion Frühjahr/Sommer 2021.

SOFTCLOX Fotoshooting im Werksviertel-Mitte
Hinter den Kulissen beim SOFTCLOX Fotoshooting

Das Werksviertel-Mitte ist durch seine Geschichte eng mit Guatemala verbunden. Hier ist auch das guatemaltekische Konsulat in München beheimatet und dort entstand ein besonderes Herzensprojekt. Cristina wollte gerne mehr darüber erfahren und was sie hörte, berührte und begeisterte sie vom Fleck weg. Eine Idee begann sich in ihrem Kopf zu formen…

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Auf den Stoff gekommen…

Die Welt ist voller schöner Dinge – man muss sie nur entdecken. In Guatemala geben indigene Frauen als Hüterinnen der uralten Maya-Webkunst ihr Wissen seit 2.000 Jahren von Generation zu Generation weiter und weben nach dieser Tradition wunderschöne Stoffe. Auf diese Weise bewahren sie bis in die Gegenwart das kulturelle Erbe der Mayas.

Das Projekt, von dem uns im Werksviertel-Mitte berichtet wurde, unterstützt diese Frauen dabei, selbst für ihre Eigenständigkeit und die ihrer Kinder aufzukommen. Mit kontinuierlichen Aufträgen wird eine zuverlässige Einnahmequelle für sie geschaffen. Denn erst die Regelmäßigkeit ermöglicht z.B. Schulbildung und gesundheitliche Versorgung – und somit auch für die nachfolgenden Generationen eine sichere und zukunftsorientierte Basis.  

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Weberinnen in Guatemala mit Marlene (Nata Y Limón)

Ins Leben gerufen wurde dieses Projekt von Nata Y Limón, einem sozialen Label, welches auch die aktive Leitung übernimmt. Die Gründerinnen Anne und Marlene suchen weltweit nach Einsatzmöglichkeiten der Stoffe und bilden zudem die kommunikative Brücke zwischen Guatemala und Deutschland.

Cristina, die sich mit SOFTCLOX seit Beginn und aus eigener Geschichte heraus für Frauen stark macht, war extrem angetan vom Gedanken, die indigenen Frauen in ihrer Selbstständigkeit zu unterstützen. Darüber hinaus sind die Stoffe, die die Weberinnen nach eben jener uralten Maya-Tradition auf dem Hüftwebstuhl fertigen, von solcher Kunstfertigkeit und Schönheit, dass die Idee eines Sommer SOFTCLOX sie nicht mehr losließ. Zum ersten Mal überzeugte sie ein Stoff als Obermaterial für unsere Holzschuhe – das hatte bisher nur Leder geschafft.

Aber es sollten noch einige Herausforderungen warten…

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Von der Theorie zur Praxis

Nun hieß es ausprobieren. Von Nata Y Limòn bekamen wir verschiedene Stoffmuster in unterschiedlichen Webtechniken aus Guatemala und ließen diese von unseren Produktionsprofis auf diversen Schuhmodellen testen. Hui, das war gar nicht so einfach! Wir hatten großen Respekt, die kleinen Kunstwerke für unsere Schnittmuster zu verarbeiten. Und auch so manche Herausforderung war zu bewältigen, denn Schuhe und ihr Obermaterial müssen besonderen Belastungen standhalten, und nicht jedes Material eignet sich für deren Produktion.

Wir probierten aus, verwarfen und überlegten neu. Von der Idee eines klassischen Clogs mit Webstoff mussten wir uns verabschieden, ebenso wie von manchen aufwändigen Webstilen. Die besonders kunstvolle Brokat-Webung zum Beispiel wird auf der Unterseite mit unzähligen Knoten geknüpft, wodurch die Stoffe im Innenfutter zu knubbelig würden; wir befürchteten, dass diese auf den Fußrücken drücken würden. Die Ikat-Webung zeigte beim Spannen auf dem Schuh ihre Grenzen, das Muster verzog sich.

Links: Brokat-Webung  –  rechts: Ikat-Webung

Viele Schuhentwürfe später hatten wir herausgefunden, dass die sogenannte Liso-Webtechnik sich für unser Vorhaben am besten eignet. Unsere Pantolette Kelly als beliebter Klassiker erwies sich als „perfect match“ für die Webstoffe.

Jetzt übernahmen wieder die kreativen Köpfe von Nata Y Limòn und entwarfen Liso-Streifendesigns in unterschiedlichen Farben für uns, die anschließend von den Weberinnen in Guatemala in wundervolle Musterstoffe für SOFTCLOX Prototypen verwandelt wurden.

Musterstoffe für SOFTCLOX
Musterstoffe für SOFTCLOX

Mal sehen, welches Design das Rennen macht…

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Von alter Maya Kunst zum modernen Damenschuh

Die Stoffproben gingen nun auf die Reise von Guatemala nach München und wir fabrizierten daraus die ersten Prototypen. Was für ein Wow-Moment, die fertigen Designs der Weberinnen nun gepaart mit unserer SOFTCLOX Holzsohle zu sehen!

Mit diesen kleinen Kunstwerken im Gepäck ging es dann auf Schuhmessen, um Händler zu begeistern und von der außergewöhnlichen Entstehungsgeschichte erzählen. Gerade kleine Händler sind für solch besondere Projekte zu gewinnen, und so entstand ein feiner und exklusiver Vertriebskreis.

Am Ende stand ein klarer Gewinner fest: der sandfarbene Style mit den leuchtenden Streifen in den Farben Guatemalas. Die Weberinnen in Guatemala hatten somit einen neuen Auftrag.

Und so sah das aus – das Weben am Hüftwebstuhl erfordert Geschicklichkeit und viele Jahre Erfahrung:

T4 Fertigung Uridora
Das Muster wird in mühevoller Kleinarbeit auf die „Uridora" gelegt. Hier definiert die Weberin die endgültige Länge und Breite des Webstücks und erstellt das Muster. Diese Vorbereitung dauert etwa 4,5 Stunden pro Webstück.
T4 Fertigung Webrahmen spannen
Das Garn wird dann auf den Webstuhl übertragen. Dessen eine Seite wird an einen Baum, einen Pfosten oder eine Wand gebunden. Das andere Ende wird um die Hüfte der Künstlerin gewickelt, so dass sie die Spannung erhöhen oder verringern kann, indem sie sich vorwärts oder rückwärts bewegt.
T4 Fertigung Weben
Insgesamt dauerte das Weben am Webstuhl für unsere Stoffe ca. 24h pro Webstück. Ein Webstück misst 40x150cm. Jede Frau arbeitet dabei über den Tag verteilt wann sie Zeit hat, neben Haushalt und Kinderbetreuung.

Acht Wochen später hielten wir den fertigen, wunderschön fröhlichen Stoff in unseren Händen und begannen voller Vorfreude mit der Herstellung dieses besonderen Sommerschuhs.

So ursprünglich kann der Stoff natürlich nicht auf den Schuh gespannt werden. Er wird zunächst noch mit weichem Leder unterfüttert und so verarbeitet, dass er nicht ausfranst. Anschließend wird das nun fertige Oberteil des Schuhs, der sog. Schaft, auf unsere Holzsohle montiert.

Und nun ist es endlich so weit: Mehr als eineinhalb Jahre nach unserem Fotoshooting im Werksviertel Mitte, wo die Reise begann, halten wir jetzt unser fertiges Kunstwerk in den Händen und freuen uns, unseren lieben Kundinnen ein ganz besonderes Paar SOFTCLOX anbieten zu können. Eines, das die arbeitenden Hände, die eingesetzte Energie und die Herzen der Macherinnen wertschätzt.

Wir sind mehr als zufrieden mit dem Ergebnis – eine Fusion aus alter Maya-Tradition, zeitlosem Design und natürlichen Werkstoffen. Ein Projekt, das entstanden ist in gegenseitiger Wertschätzung, und das unserem SOFTCLOX eine besondere Schönheit und Seele verleiht.

Wir lieben den Gedanken, dass jede Frau, die ein Paar „KELLY Maya“ besitzt, Müttern in Guatemala bei der Finanzierung von Schulbildung ihrer Kinder hilft. Und so ein Stück der Lebensfreude an den Füßen trägt, die in jedem Schuh steckt.

Die limitierte Auflage von 340 Paar KELLY Maya ist ab sofort exklusiv in ausgewählten Geschäften und hier im SOFTCLOX Onlineshop erhältlich.

3 Antworten

  1. Oh,wie großartig 😍tolle Idee und so schöne Farben. Ich würde mich freuen, wenn es dann auch Sandalen( ich trage Penny) in Stoff geben würde. Ich liebe Softclox, habe 9 Paare und trage fast keine anderen Schuhe. LG Bettina

  2. Hallo an Christina Mühle und Mitarbeiter*innen,
    hier einfach mal ein großes Lob!!! Für die Soft-Clogs ohnenhin, aber auch für die Zusammenarbeit mit dem Projekt aus Guatemala und vor allem auch die Idee, Stoff anstelle von Leder einzusetzen. Ich finde es ganz großartig! Vielen Dank!
    Bettina Röder

    1. Liebe Bettina,
      vielen Dank für diese lieben Zeilen! Wir freuen uns, wenn das Projekt Sie genau so begeistert wie uns 🙂 Es stecken so viel Herz, Freude, Solidarität und geballte Frauenpower darin! Herzliche Grüße aus dem “pinken Paradies”.

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